Der Tiger vom Säntis – Die Sammlung aus dem Koffer

Ob wir wohl richtig gelesen haben - "Der Tiger vom Säntis"? So erstaunlich immer dies tönen mag, dem Säntis-Tiger kann man im Museum im Lagerhaus in St. Gallen begegnen, wo er in wilder Schönheit und Würde durch das Bild pirscht, das der vom 15. November 1999 bis 30. Januar 2000 dauernder Ausstellung den Titel gegeben hat.

Der Tiger vom Säntis stammt aus der Sammlung des in Neerach ZH lebenden Lehrers und Schriftstellers Hansruedi Meier-Kobe und seiner Frau Erike, die seit vielen Jahren an Flohmärkten, bei Trödlern und in Brockenhäusern Bilder und Objekte unbekannter Naiver aufstöbern. Die Ausstellung zeigt eine grössere Zahl dieser Ausgrabungen und bringt sie mit Werken aus der Museumssammlung sowie einigen Leihgaben in einen spannenden Dialog. Neben wilden und anderen Tieren sind verschiedene Themen zu sehen, die teils zum Schmunzeln anregen und Erwachsene wie Kinder ansprechen. Eine plastische Version es "Fuchs, Du hast die Ganz gestohlen" findet sich ebenso wie Schutzfiguren am Haus oder Bilder voller Bewunderung für die Schönheit der Frau, Dramatisches, Philosophisches, Zeugnisse der Frömmigkeit, Landschaften durch die die Augen wandern können, Paradiesisches, Phantasien, Kuriositäten. Wir bewegen uns auf verschlungenen Pfaden zwischen Kunst und Zeugnissen der Alltagskultur, goutieren auch einmal eine Prise liebenswerten Kitsch. Herkömmliche Kategorien werden nicht ohne Schalk durcheinandergebracht und anders gesetzt. Meiers Sammlung ist aus Lust am Entdecken entstanden und voller Überraschungen. Die meisten der Menschen, die hinter den jeweiligen Bildern stehen, sind namenlos oder selbst mit einem Namen unbekannt geblieben, bei anderen ergaben sich unerwartete Begegnungen. Aus jahrelangen Erfahrungen haben sich Hansruedi Meiers erfrischend persönliche Gedanken zur naiven Kunst im Buch "Unbekannte Bilder - Lob der Namenlosen" niedergeschlagen, das auf die Ausstellung hin erscheint. Auch das Kinderbuch "Bobys Traum" wird auf den Zeitpunkt gedruckt vorliegen, eine Bildergeschichte von Adelheid Müller-Schegg (1904-1984) mit Texten von Ernst Schegg, Schloss Greifenstein SG. Die Originale zum Kinderbuch neben bildgewordenen Episoden, die der Autodidaktin aus dem Glarnerland besonders lieb waren, ergeben eine Sonderausstellung im Videoraum. Beide Ausstellungen richten sich an die ganze Familie. Dabei fordert das Bild "Der Tiger vom Säntis" geradezu Geschichten heraus, die sich am Fusse des Säntis und im Lande der Phantasie ereignen könnten. Die Kinder sind denn auch eingeladen, sich mit eigenen Geschichten oder Zeichnungen an einem Wettbewerb zum Thema "Der Tiger vom Säntis" zu beteiligen.